Negative Glaubenssätze von Führungskräften – Wenn Sie sich selbst im Weg stehen
Hast du dich schon einmal gefragt, warum du manche Ziele so schwer erreichst, während deinen Kollegen der Erfolg scheinbar zufliegt? Ein Grund dafür können deine Glaubenssätze sein. Damit sind Meinungen und Annahmen gemeint, die wir verinnerlicht haben. Sie resultieren aus Interpretationen und Verallgemeinerungen, die wiederum auf früheren Erfahrungen und individuellen Theorien basieren. Wir nehmen an, dass etwas aus einem Grund so ist, wie es ist, weil wir das früher einmal so erlebt haben. Sie bestimmen unser alltägliches Denken und Handeln. Während manche Glaubenssätze durchaus eine positive Wirkung haben können („Ich schaffe das schon“, „Gemeinsam arbeiten wir sehr produktiv“), stehen wir uns mit negativen Glaubenssätzen („Das klappt sowieso nicht“, „Auf mich hört eh keiner“) selbst im Weg. Warum das so ist und was du gegen negative Glaubenssätze tun kannst, erfährst du in diesem Artikel.
Die Macht der Emotionen
Negative Glaubenssätze sind immer auch mit Emotionen verbunden. Meist kommen dabei Gefühle wie Enttäuschung und Frustration zum Ausdruck. Im Kampf gegen diese negativen Glaubenssätze sind daher jene Führungskräfte im Vorteil, die wissen, wie sie ihre Emotionen kontrollieren können. Voraussetzung dafür ist, dass du deine Selbstwahrnehmung stärkst. Wer weiß, in welchen Situationen er wie reagiert, dem fällt es auch leichter, die Kontrolle über die eigenen Gefühle zu erlangen. Diese Wahrnehmung von persönlichen Emotionen sowie die Selbstregulation sind Teil der Emotionalen Intelligenz. Wie du deine Emotionale Intelligenz trainieren kannst und „Führen mit Emotionen“ funktioniert, habe ich in einem anderen Artikel für dich beschrieben.
Mit Selbstregulation gegen negative Glaubenssätze vorgehen
Hast du es durch genaue Beobachtung deiner Gefühle und Reaktionen geschafft, deine Selbstwahrnehmung zu stärken, kannst du den negativen Glaubenssätzen mit bewusster Selbstregulation den Garaus machen. Gerade für impulsive Menschen ist diese Aufgabe allerdings oft ein schwieriges Unterfangen. Ratschläge wie „Atme erstmal tief durch“ oder „Zähle bis 10, bevor du reagierst“ sind dabei selten hilfreich. Versuche stattdessen zunächst deine Gefühle für dich zu verbalisieren. In dem Moment, in dem du dir selbst gegenüber zugibst: „Das macht mich wütend“, verfliegt die Wut bereits ein Stück weit. Du kannst dir bewusst machen, dass du zwar diese Empfindung hast, aber ebenfalls die Macht über dein Handeln. Stell dir vor, du bist der Regisseur eines Films, der bestimmt, wie die folgende Handlung verlaufen soll. Willst du die Person sein, die sich an negativen Glaubenssätzen festhält und ihrer Wut freien Lauf lässt? Oder reagierst du rational auf die individuelle Situation?
Beispiele negativer Glaubenssätze von Führungskräften
Es gibt eine Reihe negativer Glaubenssätze, die viele Führungskräfte verinnerlicht haben und sich damit selbst den Weg versperren. Eventuell erkennst du in den folgenden Beispielen einige deiner Denkmuster wieder:
„Ich bin seit 20 Jahren Chef. Ich muss mich nicht mehr weiterbilden!“
Einige Chefs, die schon seit vielen Jahren eine führende Position innehaben, neigen zu der Annahme, sie hätten durch diese langjährige Erfahrung bereits genug gelernt. Dabei verkennen sie jedoch, dass sich die Welt noch immer dreht und der Wettbewerb nicht schläft. Vorhandenes Wissen kann nicht alle Unternehmensprobleme lösen, denn je dynamischer der Wettbewerb ist, desto größer wird die Herausforderung, Innovationen weiterzuentwickeln, Kunden zu gewinnen und zu halten sowie Mitarbeitende zu motivieren.
Lösung: Ruf dir die Erfolge ins Gedächtnis, die dich in deiner ersten Zeit als Führungskraft erreicht haben. Vergleiche nun, was sich seitdem in deinem Unternehmen verändert hat. Sicher wird dir schnell bewusst werden, wie rasant sich Gegebenheiten und Umstände ändern können. Genau auf diese Dynamik musst du dich einlassen, um nicht auf dem Abstellgleis zu landen! Nicht umsonst hat die Weiterbildung bei erfolgreichen Unternehmen immer auch eine hohe Priorität. Also verinnerlichen Sie stattdessen: „Mein Erfolg beruht auf der Kombination von Erfahrung und Weiterentwicklung.“
„Als Führungskraft bin ich Vorbild und muss arbeiten bis zum Umfallen“
Führungskräfte, die meinen, stets die ersten sein zu müssen, die das Unternehmen betreten und die letzten, die das Licht ausmachen, laufen Gefahr, sich über kurz oder lang in eine Burnout-Erkrankung zu manövrieren. Denn wer meint, als Chef immer beschäftigt und einem permanent hohen Stresslevel ausgesetzt sein zu müssen, hat die Definition seiner Position missverstanden. Führungskräfte sollten nicht pausenlos im operativen Geschäft tätig sein, das ist Aufgabe der Mitarbeitenden. Stattdessen sollten sie sich darauf konzentrieren, das große Ganze im Blick zu behalten, Strategien zu entwickeln und Mitarbeitende zu stärken.
Die Lösung: Mache dir bewusst, dass du als Führungskraft primär für die Führung deiner Mitarbeitenden verantwortlich bist. Das bedeutet unter anderem auch, dass du Aufgaben delegieren und gut funktionierende Teams zusammenstellen, denen du vertrauen kannst. Dein neuer Glaubenssatz könnte also lauten: „Meine Mitarbeitenden wünschen sich Verantwortung und schaffen das.“
„Meine Mitarbeitenden bekommen ihr Gehalt! Nicht getadelt ist genug gelobt!“
Obwohl dieser negative Glaubenssatz aus dem veralteten autoritären Führungsstil stammt, gibt es noch immer Führungskräfte, die meinen, das Lob und Anerkennung überbewertet sind und zu Trägheit führen. Dahinter verbirgt sich oft die Annahme, dass die Angst vor ermahnenden Worten motivierender sei als Wertschätzung. Tatsächlich leidet die Produktivität in Unternehmen enorm, wenn Mitarbeitende ohne Anerkennung ihrer Arbeit nachgehen müssen.
Die Lösung: Zeige deinen Mitarbeitenden, dass du Ihre Arbeit wertschätzt und erkenne gute Leistungen offen an. Du wirst überrascht sein, wie schnell sich nicht nur das Arbeitsklima zum Positiven verändert. Auch dir werden die guten Worte, die du an deine Mitarbeitenden richtest, ein sehr viel besseres Gefühl geben. Dein positiver Glaubenssatz könnte lauten: „Ergebnisse, die ich wertschätze, macht meine Mitarbeitenden und mich glücklich.“
„Niemand hört mir zu“
Führungskräfte sind häufig unzufrieden mit ihren Meetings und enttäuscht, dass die Mitarbeitenden die Inhalte der Teamrunden nicht umsetzen. Häufig liegt dies an einer unstrukturierten Vorgehensweise und unklaren Aussagen seitens der Führungskraft. Aus Mangel an Zeit wird das Meeting schnell organisiert und spontan mit Inhalten gefüllt. Mitarbeitende empfinden diese Treffen als sinnlos und lästig. Wenn du deine Meetings zielgruppenspezifisch und sinnstiftend mit deinen Mitarbeitenden gestaltest, gewinnst du an Effizienz und Wirkung.
Lösung: Bereite deine Meetings gut vor, verschicke vorab eine Agenda und überlege genau, wer teilnehmen muss. Sammle Wünsche der Kollegen ein und treffe eine Auswahl an erfolgversprechenden Themen. Gestalte die Treffen kurz, knapp und knackig. Schaue maximal 30 % der Zeit in die Vergangenheit und lass deine Mitarbeitenden vielmehr lösungsorientiert nach vorn blicken. Halte keine Monologe, sondern motiviere deine Mitarbeitenden zum Mitwirken und gebe ihnen Verantwortung! Dein zukünftiger Glaubenssatz könnte sein: „Meine Mitarbeitenden haben tolle Ideen und sind damit erfolgreich.“
„Immer muss ich alles selbst machen“
Die Anforderungen als Führungskraft wachsen, da stetige Veränderungen immer wieder neue Herausforderungen in den Berufsalltag bringen. Zugleich wachsen Unsicherheit und Ungewissheit durch wechselnde wirtschaftliche Verhältnisse. So sind Führungskräfte täglich neu gefordert, immer wieder Ihr Handeln zu optimieren. Dabei bleibt das Selbstmanagement auf der Strecke. Führungskräfte erledigen die Dinge lieber schnell selbst, weil sie vermeintlich Zeit damit sparen. Weitere Tipps zum gesunden Selbstmanagement für Führungskräfte findest du hier.
Lösung: Wie wäre es, wenn du dir kurz Zeit nimmst, deine Mitarbeitenden durch gezielte Fragestellungen und Unterstützung zu ermächtigen, die Dinge zukünftig selbst zu erledigen? Langfristig wirst du dauerhafte Entlastung verspüren, wenn du loslässt, Vertrauen schenkst und Fehler zulässt. Es gibt Unternehmen, die feiern jeweils zum Monatsende den „besten Fehler des Monats“, weil sie dankbar dafür sind, und daraus lernen. Ich finde das großartig! Fördere deine Mitarbeitenden und stärke das Selbstvertrauen. Ein passender Glaubenssatz dazu könnte dieser sein: „Mir geht es gut und ich bin geduldig, wenn meine Mitarbeitenden ihren Verantwortungsrahmen voll nutzen!“
Wenn du sich dabei ertappst, dass du negative Glaubenssätze als Führungskraft hast, versuche diese zu erforschen und gezielt in positive umzuwandeln. Du wirst sehen, dass dies deinen Arbeitsalltag erleichtert und sich Mitarbeitende und Aufgaben zum Positiven wenden. Probiere es aus!
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Moin Stefanie,
Toller Beitrag. Vielen Dank!
Liebe Grüße
Fabian
Vielen Dank für Deine Rückmeldung zum Artikel, Fabian !
Wert-volle Grüße, Steffi