Wertschätzung kennt kein Geburtsjahr: Wie generationsübergreifende Führung gelingt

Die Generation Z ist derzeit der Shootingstar der Arbeitswelt. In Medien, Fachartikeln und HR-Strategien dreht sich alles um ihre Bedürfnisse, Wünsche und Werte. Verständlich, denn ihr Arbeitsverständnis fordert klassische Führungsmodelle heraus und zwingt Unternehmen zum Umdenken.

Doch bei all dem berechtigten Interesse fällt etwas Wesentliches unter den Tisch: die anderen Generationen im Unternehmen. Babyboomer, Generation X und Y – sie alle sind weiterhin präsent, leistungsfähig und häufig frustriert, weil sie sich zunehmend übergangen fühlen.

Der wahre Kulturwandel braucht den Blick auf alle Generationen

In meiner täglichen Arbeit erlebe ich, wie stark sich Teams altersübergreifend voneinander entfernen. Gründe dafür gibt es viele: Remote Work reduziert spontane Begegnungen, unklare Verantwortlichkeiten führen zu Missverständnissen und häufig fehlt eine gemeinsame Sprache über Generationengrenzen hinweg.

Die Lösung liegt nicht in der einseitigen Fokussierung auf die Gen Z, sondern in einer ganzheitlichen, generationsübergreifenden Führung. Nur wenn wir alle Altersgruppen einbinden, schaffen wir ein stabiles Fundament für echten Kulturwandel – und verhindern neue Ungleichgewichte.

Der Frust der „Übersehenen“

„Es geht immer nur darum, wie die Generation Z arbeiten möchte.“ – Solche Aussagen höre ich regelmäßig. Der Eindruck, dass sich Unternehmen nur noch nach den Jüngeren richten, führt bei vielen älteren Mitarbeitenden zu Frustration. Dabei haben gerade sie wertvolles Erfahrungswissen, das für Organisationen unverzichtbar ist – besonders in Zeiten von Fachkräftemangel und demografischem Wandel.

Generationsübergreifende Führung bedeutet deshalb: Jeder Mensch wird in seiner Einzigartigkeit gesehen, unabhängig vom Geburtsjahr. Führungskräfte sollten daher lernen, individuell und wertebasiert zu führen – nicht nur die Gen Z.

Sind wir nicht alle ein bisschen Generation Z?

Mal ehrlich: Geht es bei all den Diskussionen um die Generation Z nicht auch ein Stück weit um uns selbst? Um das Bedürfnis nach Sinn, nach Flexibilität, nach einem gesunden Miteinander im Arbeitsalltag? Viele der Themen, die der Gen Z zugeschrieben werden – Work-Life-Balance, Selbstbestimmung, Feedbackkultur –, betreffen uns doch alle. Vielleicht sind die älteren Generationen deshalb manchmal so gereizt von ihren Forderungen: Weil sie laut sagen, was sie sich selbst lange nicht erlaubt haben. Generationsübergreifende Führung heißt auch, genau hinzuhören – und zu erkennen, dass sich Bedürfnisse nicht an Altersgrenzen halten.

Reverse Mentoring: Brücken bauen statt Gräben schaufeln

Ein kraftvolles Instrument für generationsübergreifende Führung ist Reverse Mentoring. Dabei übernehmen jüngere oder weniger erfahrene Mitarbeitende die Rolle der Mentorin bzw. des Mentors – und geben ihr Wissen weiter, z. B. zu Themen wie digitaler Kompetenz, Diversität oder neuer Arbeitskultur. Die erfahrenen KollegInnen lernen dabei nicht nur Neues, sondern profitieren gleichzeitig von einer frischen Perspektive.

Reverse Mentoring ist mehr als ein Programm. Es ist ein Kulturhebel, mit dem Unternehmen Verständigung, Wertschätzung und wechselseitiges Lernen über Generationsgrenzen hinweg etablieren können.

Wir begleiten Organisationen bei

  • der Entwicklung eines maßgeschneiderten Reverse-Mentoring-Konzepts,
  • der Einführung eines Pilotprogramms inklusive Kommunikation und virtuellem Kick-off,
  • dem Onboarding und Coaching der Tandems zur Begleitung des Lernprozesses.

Reverse Mentoring ist eine echte Chance, generationsübergreifende Zusammenarbeit neu zu denken – pragmatisch, wirksam und verbindend.

Dabei ist Reverse Mentoring keine Einbahnstraße – beide Seiten bringen ihre Perspektiven, Stärken und Erfahrungen ein. Es geht um einen echten Austausch auf Augenhöhe: Während jüngere Mitarbeitende Impulse zu digitalen Trends oder neuen Arbeitsweisen geben, teilen erfahrene KollegInnen ihr Wissen, ihre Erfahrungen und strategischen Weitblick. So entsteht ein wechselseitiger Lernprozess, der für beide Seiten bereichernd ist – eine echte Win-win-Situation.

Kulturwandel heißt: alle mitnehmen

Die große Herausforderung unserer Zeit ist nicht die Gen Z. Es ist die Fähigkeit, eine Unternehmenskultur zu gestalten, in der alle Generationen ihre Stärken einbringen können.

Generationsübergreifende Führung ist kein „nice to have“, sondern der Schlüssel zu nachhaltiger Zusammenarbeit. Wenn wir nicht alle Mitarbeitenden im Blick behalten, schaffen wir neue Gräben – statt eine inklusive, leistungsstarke Kultur zu entwickeln.

Fazit: Der Kulturwandel betrifft uns alle

Die Diskussion um die Generation Z ist wichtig. Doch wer echten Wandel will, muss den Blick weiten. Nur so verhindern wir, dass sich neue Fronten bilden. Nur so gelingt ein echter Generationendialog.

Übrigens: Ich schreibe aktuell an einem neuen Buch genau zu diesem Thema – bleib dran!

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Ich freue mich über jeden Leser, jede Leserin und über jede Rezension – und natürlich über neue Follower auf LinkedIn. Der Austausch dort ist mir wichtig – vielleicht sehen wir uns ja bald online?

Wenn auch du Brücken zwischen Generationen bauen möchtest, anstatt Gräben zu schaufeln, und an einem meiner Vorträge, meinem Beratungsangebot oder einem Workshop interessiert bist, melde dich gern.